Kritik im OVB am 29.01.2008
von Karin Zehentner

Konferenz mit Verrückten, die genau wissen, was sie tun
Eine Konferenz der besonderen Art tagte in Marias Kino in Bad Endorf. Peter Wiegand und seine Kombo boten ein umspannendes Programm. Urteil: Musik der Spitzenklasse, geniale Auswahl von Indiepunk bis Countrymusic, eingefasst mit ausgewählten Kurzfilmen von Bill Plympton.

Der erste Eindruck war: Da stehen ein paar Verrückte auf der Bühne. Ein paar Verrückte, die genau wissen, was sie tun. Musiker, die das tun, was sie lieben. Die die Musik, die sie spielen, leben. Peter Wiegand und die Mitglieder der «Konferenz»: Gitarrist Tobias Weber, Saxophonist Wolfgang Roth, Drummer Dim Sclichter, Bassist Georg Karger und Tubaspieler Leo Gmelch sind auch im echten Leben Musiker. Jeder von ihnen lebt in Symbiose mit seinem Instrument, ohne ich-verliebte Selbstdarstellung zu betreiben.
Peter Wiegand schaut so aus, als hätte er schon allerhand erlebt. Ein Blick in seinen Lebenslauf beweist, dass er mit dem Schicksal gut bekannt ist: Gearbeitet als Liegewagenschaffner, Krankenwagenfahrer, Archivar, als Tofu-Produzent gescheitert, bevor das Lebensmittel Mode wurde ... Sein Leben wurde in der Reihe «Lebenslinien» vom Bayerischen Fernsehen verfilmt.
In seiner Interpretation der Songs, die alle von der Konferenz komponiert wurden, kommt ihm seine Erfahrung zugute. Die Lieder werden zu Geschichten, die vom Leben erzählen. Wiegand rezitiert Texte, instrumental unterstützt von der Band.
Töne und Klänge sind eine ernste Sache, und die Musiker haben den inneren Auftrag, genau den Klang zu treffen, das passende Geräusch hörbar zu machen. Das alles zu einer Stimme, mit der Peter völlig zurecht Tom Waits interpretieren kann: Tief, mit einem tollen Repertoire an Tönen.
Jeder Song entfaltet sich wie ein Geschenk: Andächtig wird die Schleife gelöst, das Papier entfernt – und der Inhalt überrascht und verzückt die Zuhörer, bringt sie zum Strahlen und die Seele zum Lächeln.
Peter Wiegand und die Konferenz halten sich auch an ungeschriebene Tagungsregeln: Wenn einer spricht, hören die anderen zu – und das lohnt sich, denn jeder von ihnen ist ein Könner seines Fachs. All das aber ohne arroganten Perfektionismus, sondern mit spürbarer Freude am Tun, durch die eigene Begeisterung mitreißend. Wirkung: sehr sympathisch.
In den Konferenzpausen gab es Kurzfilme von Bill Plympton, Streifen von der brutalen Komik, die für Comics typisch ist. Lustige Filme ernsten Themas, bei denen einem das Lachen im Halse stecken bleibt, sobald der Wahrheitsgehalt, der im Zelluloid steckt, zu wirken beginnt.
Das Publikum, gemütlich in Marias komfortablen Kinosesseln, genoss den Abend. Kurzum: ein entspannter, vergnüglicher Abend in fast familiärem Ambiente, dazu beste Unterhaltung. Dass es so etwas noch gibt! Danke, Peter Wiegand, danke, Marias Kino.