Passauer Neuen Presse, 29. Oktober 2007

Zwischen Traum und Alptraum
Peter Wiegand & Die Konferenz präsentierten ihre neue CD „Catch Me If You Dream“
von Bea Lederer

Mit Liedern von Tod und Teufel, von Sternschnuppen und enormer Sehnsucht haben Peter Wiegand & Die Konferenz am Freitagabend eine einzigartige Stimmung ins Scharfrichterhaus getragen – eine Mischung aus Leidenschaft und krankhafter Perversion, aus Konzert und Theater. Sie schufen eine Traumwelt, getreu dem Motto „Catch me, if you dream“.
So lautet der Titel der neuen CD der sechsköpfigen Jazz-Formation, die sich aus dem Impro-Projekt GmElch-Test um Leo Gmelch entwickelt hat. In „Catch Me If You Dream“ nun spiegeln sich die Persönlichkeiten jedes Einzelnen dieser sechs Musiker wieder, sind es doch allesamt eigene Songs, die sich zu einem bunten Konglomerat aus Wiederlied und amerikanischem Entertainment vereint haben.
Im Mittelpunkt steht freilich Peter Wiegand in all seiner Vielfalt. Mit seiner röhrenden, rauchgeschwängerten Stimme, seinem krank-stilisierten Äußeren ist er geradezu die Personifikation des Scheiterns in dieser Welt. Er ist in seinem Leben auch selbst gescheitert. Doch das hindert ihn und seine Band nicht, Kontrapunkte zu dieser Morbidität zu setzen: sei es mit träumerischen Saxophonsoli von Wolfgang Roth, wilden Trommel-Rhythmen von Dim Sclichter, mit aggressiven Bass- und Gitarreneinlagen von Georg Karger und Tobi Weber oder mit den ausdrucksstarken Tubamotiven und Tierimitationen von Leo Gmelch.
So gleiten sie immer wieder ab in die Welt von Kieberern und Patschaken, erzählen pervertierte Geschichten ganz im Stile eines Helmut Qualtinger und lassen Wiegand Knochenarbeit leisten. Denn der untermauert seine Inhalte mal als torkelnder Säufer, mal zeichnet er mit seiner Gestik fast schon ein Bühnenbild. Doch das vor allem bei den ebenso selbst komponierten englischen Stücken, einem spannenden Stilmix aus Rock und Jazz, Impro-Elementen und lateinamerikanischen Klängen.
Diese Authentizität spürt man. Man spürt es an der Inbrunst und der Ledenschaft der Musiker ebenso wie an der Glaubhaftigkeit eines Wiegand, die er sich trotz der Widersprüchlichkeit seiner Texte bewahrt. „Catch Me If You Dream“ – eine geniale Mischung aus Traum und Alptraum.